Die 5 beliebtesten Einrichtungsstile:
Von puristisch, industriell und minimalistisch zum Boho-Style und Landhausstil.

Nachdem wir dir in Teil 1 unserer Blogreihe einen Einblick in die historisch geprägten Einrichtungsstile gegeben haben, stellen wir dir heute fünf ausgesprochen beliebte Wohnstile vor. Neben dem sehr aufgeräumten puristischen Wohnstil fassen wir insbesondere die prägendsten Eigenschaften des Landhausstils und des Boho-Styles zusammen. Den zweiten Teil unserer dreiteiligen Blogreihe runden der sehr beliebte Industrial Chic und der minimalistische Einrichtungsstil ab.
Spoilerwarnung! 
In unserem dritten und letzten Teil der Serie Einrichtungsstile erfährst du, welche Einrichtungen unsere lieben europäischen Nachbarn aus Skandinavien, Frankreich, Großbritannien und Italien so an ihrer Einrichtung lieben, bevor wir einen Blick auf orientalische und fernöstliche Einrichtung der Asiaten werfen.
Aber lange Rede, kurzer Sinn: Los geht’s mit Teil 2 der insgesamt 3 Beiträge.

 

Der puristische Stil

Purismus bedeutet im Allgemeinen die Bemühung, etwas rein und frei von fremden Einflüssen zu halten. Der philosophische Grundgedanke des Purismus ist die Reduzierung von allem Überflüssigem. Es ist die Einfachheit und die Zurückführung auf das Ursprüngliche. Bereits in der Römerzeit wurde eine puristische Grundhaltung eingenommen, die sich in der Architektur und Gestaltung der Räume bemerkbar gemacht hat. Ebenso ist dieser Stil in der asiatischen Geschichte gewachsen und wird in Zusammenhang mit der Beruhigung der Augen, Sinne und der Psyche gebracht.

Ein Stil, der auf Einfachheit beruht, klingt sehr nach dem Minimalismus. Der Purismus hat minimalistische Ansätze, zeichnet sich aber durch die Präsentation auffallend stylischer Einrichtungselemente aus. Ein schicker und stimmiger Gesamtlook ist das Ziel des puristischen Einrichters und nicht die Beschränkung auf das Wesentliche, wie im Minimalismus.

In der Designsprache bedeutet Purismus das Streben nach Stilreinheit. Puristisch wohnen bedeutet designorientiert und elegant eingerichtet zu sein und den Eindruck von bedingungslosem Qualitätsbewusstsein zu vermitteln. Daher ist dieser Einrichtungsstil besonders ansprechend für Menschen mit Sinn für exklusives Design und für Wohnräume mit repräsentativer Ausstrahlung.

Gerade Linien und klare Strukturen sind Merkmale einer puristischen Einrichtung. Die Räume sind übersichtlich eingerichtet und zeigen ein cleanes Design. Hochwertige Materialien wie ein Bodenbelag aus beispielsweise Eichholzparkett und Accessoires wie eine Sofadecke aus Kaschmir sind Bestandteil eines solchen Zuhauses. Weitere Materialien sind Hochglanzlacke, Metalle und Glas. Das Mobiliar hat klare, sachliche Formen und elegante Oberflächen. Die puristische Wohnung hat wenige, aber ganz spezifisch ausgewählte Accessoires und Dekorationsgegenstände. Beispielsweise ergänzt eine extravagante Leuchte, oder eine großblättrige Pflanze den klaren Einrichtungsstil.

Dezente Farben wie Weiß, Grau oder sanfte Naturtöne lassen den Raum elegant wirken. Farbige Akzente werden sparsam, aber bewusst eingesetzt, sei es ein magentafarbenes Kissen aus einem edlen Stoff wie Seide oder ein Wandbild aus gefärbtem Glas. Eine Farbkombination von schwarz-weiß ist ebenso eine gute Wahl für ein puristisch eingerichtetes Zuhause. Die Dekoration verleiht dem Wohnraum einen Statement-Charakter, der durch die Wahl der Bilder, Objekte und Grünpflanzen geprägt wird.

 

Der Landhausstil

Ob modern oder traditionell, eine Einrichtung im Landhausstil hat einen natürlichen, autoritären und vor allem ländlichen Charakter. Die Basis für eine solch freundliche Wohnumgebung sind die naturbelassenen Materialien Holz, Rattan, Stein, Ton und Keramik. Bereits in der Geschichte, als Städte noch in viele Ländereien aufgeteilt waren, hatten Häuser durch die Verwendung natürlicher Materialien diesen Look. Heutzutage ist der Country-Syle ein Trend, der sich durch die Designfestivals und Messen etabliert hat. Beispielsweise thematisieren die Münchener Messe „Heim und Handwerk“ und „room+style“ aus Dresden jedes Jahr aufs Neue den charmanten Landhausstil. Selbstverständlich ist einrichten wie auf dem Land keine ausgefallene Option, sondern in der Einrichtungsbranche weit verbreitet.

Der rustikale Landhausstil findet sich sowohl in der Möblierung als auch in den Böden und Wänden wieder. Ein Bodenbelag mit hellem Parkett oder Laminat trägt zum freundlichen Ambiente und den hellen Räumen bei. Modernes Laminat lässt sich von echtem Holz kaum unterscheiden und erzielt somit denselben Effekt wie Echtholzparkett. Alternativ findet ein großer Teppich aus grober Wolle ebenfalls Platz in ländlich eingerichteten Wohnräumen.

Möbel im Country-Style bestehen üblicherweise aus den handwerklich verarbeiteten Materialien Naturholz, Baumwolle, Leinen und Leder. Typisch für den Landhausstil sind beispielsweise ein Hussensofa in Pastelltönen und verspielte Terassenmöbel aus Naturholz. Ein geflochtener Ohrensessel aus Rattan oder ein nostalgischer Küchenschrank darf in einer Landhausstil-Wohnung auch nicht fehlen. Dekorationsgegenstände können sogar Spuren von Kitsch enthalten: beispielsweise Trockenblumengestecke, Porzellanfiguren oder Stoffpuppen. Kerzen sind ebenso ein passendes Accessoire genauso wie Tapeten mit Blumenmustern, Porzellan mit floralem Dekor und Glasuren in Pastell. Blumen und Pflanzen sind ebenso in natürlicher Form angesagt, dazu gehören typische Gartenpflanzen, Pfingstrosen, Freesien, Kornblumen und Kürbisse.

Beliebt sind Möbel oder Antiquitäten, die etwas altertümlich oder benutzt aussehen und somit ein rustikales Ambiente verbreiten. Da geht alles, was du aus Uromas Zeiten findest, besonders Gegenstände aus oxidiertem Metall wie ein Wasserhahn oder Kupfertöpfe.


Textilien im Landhausstil haben meist Karos, Streifen oder florale Muster. Die passende Farbwahl für karierte Stoffe ist Rot-Weiß oder Blau-Weiß und im typischen Landhaus werden farbliche Akzente in blau und rot gesetzt. Diese heben sich gut von den Hauptfarben der Farbpalette der Naturtöne ab, die zum Beispiel Sandfarbe, Beige und Grau-Beige umfassen. So sind Schrankkombinationen, Kommoden und Regale oft aus Holz in hellen, beispielsweise pastellfarbenen Tönen. Wer eine Vorliebe für kräftigere Farben hat, kann sich bewusst einem kräftigen Grün, Rostrot, Braun oder Orange bei der Auswahl der Möbel bedienen. Dekoriert werden diese dann mit Gläsern oder Körben.

 

Wohnen im Boho-Style

Boho ist die Abkürzung für die Bezeichnung „Bohème“, was wiederum ein Sammelbegriff für Künstler und Freigeister ist. „Bohème“ bzw. „Bohemian“ ist eine Bewegung aus dem 19. Jahrhundert, in der sich Künstler, Dichter und Philosophen gegen das steife Bürgertum auflehnten. Die Menschen setzten sich für Freiheit und Lebensfreude ein, was sie in ihrer bunt gemixten Kleidung und Einrichtung darstellten. Besonders auf dem Land wurde diese Stilrichtung ausgelebt, heute ist der Boho Stil überall zu sehen und für jeden ein Begriff. Ideal ist dieser Einrichtungsstil für Individualisten und damit für alle geeignet, die sich keinem Möbeldiktat unterwerfen möchten.

Im Mittelpunkt dieses Stils steht die leichte, unkonventionelle Lebensart des Künstlers. Zur Einrichtung gehört daher alles, was gefällt! Das bedeutet, dass Möbel, Accessoires, Farben und Materialien gerne bunt gemischt sein dürfen. Second-Hand und DIY spielen in diesem Zusammenhang auch eine große Rolle. Geeignete Gegenstände findet man am besten auf Flohmärkten, bei Wohnungsauflösungen und sogar auf Omas Dachboden. Daher ist wohnen im Boho-Style ideal für kreative Menschen, die, ohne tief in die Tasche zu greifen, eine individuelle und stylische Wohnumgebung schaffen wollen.

Alles erlaubt und gemixt klingt wie ein Chaos. Um das zu vermeiden, sollte vorab eine grundsätzliche Farbgebung bestimmt werden. Sobald diese gewählt ist, steht der Einrichtung nichts mehr im Wege und alles, was in den Raum passt, findet seinen Platz. Beliebt für den Boho-Style sind fantasievolle Wandmalereien oder eine Fototapete, die Reiselust und Abenteuer vermittelt.

 

Industrial Chic

Die Wohnung im Industrial Chic Stil erinnert an ein industriell angehauchtes Umfeld wie zum Beispiel eine Lager- oder Fabrikhalle. Die Entstehung dieses Stils liegt in der industriellen Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert. Fabriken blühten auf und wurden zum primären Arbeitsort der Menschen. Eine funktionale Einrichtung war ein Muss und ist heute ein stylischer Trend.

Besonders Architekten, Designer und Freelancer fühlen sich in solchen Räumen heimisch, denn hier ist genügend Platz für eine kreative und individuelle Einrichtung. Typische Wohnräume sind große Lofts mit hohen Decken. Die Wände sind aus rohbelassenem Backstein und der Boden aus nacktem Beton. Somit wirkt der Raum unkompliziert und improvisiert. Um diesen kalten Raum gemütlich zu gestalten, wird das von Weiß und Grau bestimmte Farbschema des Industrial Chic häufig durch die Farbe Braun aufgewärmt. Zudem lassen sich üblicherweise farbliche Akzente in Rot oder Blau setzen. Das Hauptmaterial der Inneneinrichtung ist Metall. Ob Stahlträger an den Wänden, silberne Hängelampen oder Industriestühle, Metall sorgt für den modernen und industriellen Touch.

Ein wärmeverleihendes Braun lässt sich insbesondere durch Holzmöbel und Stoffe einbringen. Auch Accessoires wie eine Leinendecke auf dem Sofa finden ihren Platz im Industrial Chic. Warm und persönlich soll das Ambiente wirken und die Accessoires spiegeln die Lebensnähe der Einrichtung wider. Hierbei ist alles erlaubt: Altes, Neues, Wertvolles und Gefundenes. Dazu gehören Arbeitsinstrumente, Messgeräte und Maßstäbe sowie Wandtafeln, Blechboxen und Werkzeuge. Wie ein richtiges Künstleratelier darf diese Wohnung wirken, stilvoll zusammengewürfelt mit einem Mix aus gemütlich und kalt.

Ein Retrofeeling bekommt man in diesem Einrichtungsstil durchaus auch, denn die 70er Jahre finden mitunter gerne Anklang im Industriedesign. Beispielsweise passen Kunststoffstühle in knalligen Farben und runde Tische gut in das Ambiente. So richtig shabby chic, also abgenutzt und alt im Look, wird es durch Metallrohre an den Wänden oder Rost an Heizungen oder Accessoires.

 

Minimalistische Einrichtung

Wie in den 80er und 90er Jahren ist es auch heute ein Trend, minimalistisch zu wohnen. Das bedeutet, nur das Nötigste an Möbeln und Einrichtungsgegenständen zu besitzen und den Raum aufgeräumt, sauber und clean zu halten. Der Minimalismus im kunstgeschichtlichen Zusammenhang kommt aus dem Jahre 1965, als Minimalismus die Bezeichnung für bestimmte künstliche Werke war.  Diese stammten von einer Gruppe amerikanischer Künstler wie unter anderem Donald Judd und Carl Andre. Sie schufen Skulpturen aus geometrischen Körpern, die explizit keine Geschichte erzählen, sondern schlicht und einfach Dinge in einem Raum darstellen sollten.

Schlicht und einfach - genau so wirkt diese Stilrichtung, sowohl in der Form als auch in der Farbgestaltung. Die vollkommene Wirkung erhält das minimalistische Zuhause durch die spartanische Farbgebung. Diese ist hell und am besten einfarbig. Akzente können mit einem einzigen farbigen Highlight gesetzt werden wie zum Beispiel einer bunten Uhr oder einem bunten Teppich. Klare Formen und strenge geometrische Linien finden sich im Mobiliar wieder.

Der typische Minimalist bevorzugt Wandregale anstelle von geschlossenen Schränken. Beliebte Materialien sind Glas, Metall und moderner Kunststoff. Massives Holz wird in diesem Einrichtungsstil kaum eingesetzt. Für den Minimalisten steht Qualität und Leichtigkeit über allem. Damit einher geht auch die hochwertige Verarbeitung von Materialien und die Erfüllung von Funktionalität. Die Einrichtung sollte platzsparend sein, kostspielige Dekoartikel sind auf ein Minimum beschränkt. Ein ausgefallenes Aussehen der Einrichtung und der einzelnen Gegenstände ist in dieser Stilrichtung bedeutungslos und Transparenz ist der Schlüssel zum Minimalismus.


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